Herbst 2017

2016  erfolgte die Frühjahrsankunft nicht verspätet wie im Vorjahr

 

Während  in den letzten Jahren auf dem Zug keine besenderten Altadler verloren gingen, sind in diesem Frühjahr gleich zwei Verluste zu beklagen.  Bekanntlich zählt bei der kleinen Population in Deutschland  jeder einzelne Vogel. Besonders gravierend sind natürlich Verluste von erfolgfreich brütenden Altvögeln, da nur wenige  ausfliegende Jungadler dieses Stadium erreichen.
 
Das besenderte Weibchen "Marta" (Sender 0221) ist seit Wochen verschollen. Die letzten Ortungen kamen im April 2016 aus Südost-Polen. Nur das dazugehörige Männchen Ulf wird ständig am Brutplatz geortet und beobachtet. Ob sich noch ein neues Weibchen einfindet, ist derzeit (21.5.16) fraglich. Dass Marta noch lebt ist leider sehr unwahrscheinlich. Das Paar ist durch die einjährige wöchentliche Berichterstattung in der  Märkische Oderzeitung im letzten Jahr (auch online: http://www.moz.de/themen/schreiadler/, zuletzt http://www.moz.de/artikel-ansicht/dg/0/1/1387043) zu lokaler Berühmtheit gelangt. Auch jetzt noch erhält die Redaktion immer wieder Anfragen, wie es den Tieren geht. Es war der einzige Fall, in dem in letzter Zeit beide Partner eines Paares drei jahre lang telemetriert werden konnten. Das Paar hatt in allen drei Jahren seit der Besenderung 2013

Bereits vor  einigen  Jahren ging das älteste bisher telemetrierte Männchen (knapp 25 Jahre alt, aus Mecklenburg-Vorpopmmern) in Südost-Polen verloren. Es wurde halbtot mit einem gebrochenen Flügel (Abschuß, Anflug?) gefunden und lebt jetzt in einem kleinen Tierpark in der Nähe des Fundorts.

Leider ging auch ein  besendertes Adlermännchen („Jan“, auch „Bärli“ genannt) (Sender 0222) aus Mecklenburg-Vorpommern auf dem Frühjahrszug 2016 durch Abschuß im äußersten Süden der Türkei verloren. Türkischen Kollegen gelang es, den Sender von Dorfbewohnern entgegennehmen zu können und auch einige Artikel in türkische Zeitungen zu lancieren. Es ist also durchaus möglich, auch in dedr Türkei die Öffentlichkeit hzu sensibilisieren. Hier einige Links:

Kürzliche (Mitte Mai 2016) erreichte uns die Nachricht, dass ein weiterer besenderter Schreiadler, diesmal aus Polen, in der zentralen Türkei angeschossen aufgefunden wurde. Das Tier befindet sich dort gegenwärtig in tiermedizinische Behandlung. Dass überhaupt dieser Fall bekannt wurde, ist wohl dem Umstand zu verdanken, dass einer unserer Gewährsleute in der Türkei mehrere Zeitungsartikel zum Abschuß von „Jan“ lancieren konnte. Es besteht also durchaus die Möglichkeit, die türkische Öffentlichkeit zu sensibilisieren.

Kopula zweier Schreiadler auf dem Boden

Auch in diesem Frühjahr 2016 kam das inzwischen knapp 16-jährige Weibchen mit Sender 41861, der immer noch funktioniert, am alten Brutplatz in der Uckermark an. Seit der Besenderung 2004 hatte das Tier in den meisten Jahren Bruterfolg. Es ist eines der am erfolgreichsten brütenden Weibchen in Brandenburg.

 

Kurz nach der Ankunft gelang ein sensationelles Foto einer Kopulation auf dem Boden (siehe unten) mittels mit einer Fotofalle (Dr. Günter Heise).  Es ist das einzige bekannte Foto einer Paarung auf dem Erdboden. Das dort auch Begattungen stattfinden können, war bisher nicht bekannt.  Es gibt einige wenige Fotos dieses Vorgangs auf Bäumen.

Hier links ein weiteres Foto des Schreiadlerpaares (links das Weibchen mit Sender, die Antenne ist gut zu sehen).

 

2004 wurde gleichzeitig auch das seinerzeitige Männchen besendert, welches aber 2005 und 2006 nicht zum Horstplatz zurückkehrte. Das Senderweibchen blieb damals solo, verpaarte sich aber 2005 zunächst mit einem Männchen  an einem 35 km entfernten Brutplatz. Kurze Zeit danach wurde es jedoch vertrieben, wahrscheinlich vom vorjährigen Weibchenan diesem Horst. 2006 lief ähnlich ab. Erst ab 2007 hatte das Weibchen 41861 wieder bis zum jetzigen Zeitpunkt Partner am alten Standort. Ob es sich dabei um jeweils dasselbe Männche oder wechselnde Partner handelte, ist unbekannt, Um die Fragen der Partnerwechsel, des Festhaltens einzelner Vögel am alten Brutplatz, der Lebensdauer, des Bruterfolgs einzelner Individuen im Laufe des Lebens usw.  besser zu verstehen, werden in Brandenburg seit einigen Jahren etliche Paare  nach der Ankunft im Frühjahr mittels Fotofalle aufgenommen.

Die Zufütterungen  zwischen Frühjahrsankunft und Brutbeginn dienen nicht nur dazu, zu Aufnahmen zu gelangen, die evtl. eine individuelle Erkennung ermöglichen. Es besteht auch  die Hoffnung, dadurch zu einem besseren Bruterfolg beizutragen. Die Adler kommen offensichtlich recht ausgehungert nach dem 10.000 km langen Zug am Brutplatz an und gehen gern an ausgelegte Nahrung. Dadurch soll die Chance erhöht werden, dass es zur Ablage von zwei befruchteten Eiern kommt.

Hier wird ein weiteres Foto des Weibchen mit dem ältesten noch funktionierenden Sender Nr .  41861 am Luderplatz vom April 2016 gezeigt.  Der Sender funktioniert seit 12 Jahren und sitzt perfekt auf dem Rücken des Tieres. Lediglich das Ende der Antenne ist leicht verbogen und aufgefranzt.

 

Brutbestand 2015

 

Folgende aktuelle Bestandszahlen werden von W. Starke mitgeteilt:  Wir hatten in M-V 2015 93 besetzte Reviere, davon 86 mit Paaren. Bei 7 konnte nicht geklärt werden, ob ein zweiter Partner anwesend war. In Brandenburg waren es 22 BP, also je nach Lesart 108 oder 115 besetzte Reviere.

 

Nach Informationen des Ehepaares Stubbe gibt es in diesem Jahr wieder ein Brutpaar im Hakel (Sachsen-Anhalt).

 

 

Seit 1979 ist der Schreiadler Brutvogel im 1300 ha großen Laubmischwald Hakel am Rande der Magdeburger Börde (Stubbe & Matthes 1981). Es ist der zurzeit westlichste Vorposten im Areal der Art in Deutschland. 1990 gelang der Brutnachweis in einer weiteren Waldinsel der Magdeburger Börde, dem Hohen Holz (Teulecke 1991). Bis 2015 wurden im Hakel auf 43 verschiedenen Bäumen (34x Eiche, 6x Rotbuche, 2x Linde, 1x Lärche) 76 Bruten registriert.

 

Das Schreiadlerpaar in Frankreich (Dépt. Doubs) am Jurarand auf der Zugroute nahe der Grenze zur Schweiz hat erstmals 2003 erfolgreich gebrütet, dann wieder von 2005 bis 2010. 2011 kehrte das Weibchen nicht zurück und auch 2011-2013 blieb das Männchen allein. 2014 stellte sich spät im Mai ein Weibchen ein, aber es kam zu keiner Brut. 2015 gab es dann wieder eine erfolgreiche Brut mit einem ausfliegenden Jungen. Jetzt im Frühjahr 2016 sind auch wieder zwei Altvögel anwesend (nach Info von D. Michelat).

 

 

 


Der Herbstzug 2015 der Schreiadler

 

Im September sind alle besenderten Schreiadler in Deutschland aus den Brutgebieten abgezogen. Der  Zugverlauf wird auf der Karte in groben Zügen gezeigt (s. Archiv). Am 18. Oktober 2015) hatten alle gezeigten besenderten Adler Afrika erreicht.

 

Das Weibchen 41861 (zwei Fotos siehe unten und drei Fotos siehe oben) mit dem seit 2004 funktionierenden Sender 41861 wird nicht gezeigt, weil nach so langer Zeit die Senderleistung abgenommen hat und ausserhalb Afrikas nur noch unregelmäßig Ortungen kommen. Die Nacht vom 11. auf den 12. Oktober verbrachte es z.B . hoch im Gebirge in der Süd-Türkei, den Iskenderun-Pass hatte es an dem Tag überflogen.

 

Die Zugrouten ab Herbst 2013 können unter "Archive" eingesehen werden.

 

 

 

Bruterfolg der Schreiadler 2015 

Leider haben wir inzwischen lediglich die Bruterfolgszahlen aus Brandenburg und aus zwei Teilbereichen Mecklenburg-Vorpommerns erhalten. Aus dem Rest von M-V, ebenso wie aus dem Ausland, stehen die Bruterfolgszahlen noch aus. Es bleibt sehr spannend, weil der Bruterfolg 2015 offenbar sehr unterschiedlich war. Ferner liegen Ergebnisse aus Lettland vor.

 

Im Frühjahr 2015 erfolgte die Frühjahrsankunft an den Bruplätzen bei vielen Schreiadlern extrem spät, obwohl einzelne Vögel bereits um den 8. April am Brutplatz eingetroffen sind. Vorausgegangen war ein später Frühjahrszug mit ungewöhnlichem Zwischenaufenthalt unterwegs in Uganda und im Südsudan. Zu späte Ankunft am Brutplatz, die auch aus anderen Ländern gemeldet wurde, kann dazu führen, dass die Paare nicht zur Brut schreiten. Wir warten daher mit Spannung auf die Brutergebnisse, auch aus anderen Ländern.

 

Ergebnisse, die  bereits vorliegen:

 

12 der 22 Paare in Brandenburg hatten nach T. Langgemach Bruterfolg. Seit 2009 liegt der Bruterfolg nur noch bei durchschnittlich 20 Prozent des langjährigen Durchschnitts davor.

 

Insgesamt waren 2015 im nördlichen Vorpommern (ehem. Bezirk Rostock) 37 Reviere anwesend. Sieben Paare waren erfogreich. Das ist ein extrem schlechtes Jahr. Zwei Paare verloren den Jungvogel durch Prädatoren vor dem Ausfliegen vorzeitig abgebrochen und weitere drei haben die Brut vorzeitig abgebrochen. Zwei Brutvorkommen sind neu, wobei sich andeutet, dass diese bereits länger existieren. 1991 und 1997 gab es noch geringeren Bruterfolg, 4 bzw. 5 BP mit Jungadlern. Die Angaben stammen von Wilfried Starke.

 

Aus einem weiteren Bereich am Westrand  des Verbreitungsgebietes (Region Gnoien, 420 qkm) erreichten uns dankenswerterweise von Carsten Rohde folgende Zahlen: 2015 waren 14 Paare anwesend, die sechs Junge hochbrachten. Das ist sehr schlecht im Vergleich zum Vorjahr: 16 Paare mit 13 ausgeflogenen Jungadlern. Noch schlechter war aber das jahr 2013: Drei Junge bei 14 Paaren. Die Paarzahl schwankt in diesem Gebiet seit  1990 zwischen 10 und 17, die der ausgeflogenen Jungadler zwischen zwei (2002) und 13.

 

Aus anderen Gebieten vin Mecklenburg-Vorpommern liegen noch keine Zahlen vor.

 

Derzeit senden weiterhin alle Adler, die wir auf dem Frühjahrszug verfolgt haben. Es geht ihnen gut. Fast alle Tiere wurden in der Brutzeit auch im Feld beobachtet und teilweise fotografiert. Auch ein 10. Adler mit Sender, ein jetzt 15 Jahre altes Weibchen, welches 2004 besendert wurde, brütete wieder am alten Brutplatz (siehe Foto weiter unten). Der Sender funktioniert seit über 11 Jahren, allerdings nur noch eingeschränkt, kein Wunder nach so vielen Jahren. Der Zug wird nicht dargestellt, da die Ortungen zu unregelmäßig erfolgen.

 

Drei von Axel Griesau bei Burg Stargard (M-V) kontrollierte Paare brachten 2015 keinen Jungadler hoch. Ein Paar hat zwar ein Junges gefüttert, Wahrscheinlich ist er jedoch nict ausgeflogen, weil Anfang August kein futtertragender Altvogel und auch kein bettelder Jungadler beobachtet werden konnte. Bei einem zweiten Paar wurden Mitte Mai zwar  Mitte Mai drei balzende Altvögel beobachtet, es wurde aber kein Horst  besetzt.  Das dritte Paar brütet zwar, scheiterte aber, mit großer Wahrscheinlichkeit war der Waschbär der Verursacher.  Am 30. Juni saß ein Altadler  50m neben dem Horst, in dem ein Waschbär ruhte. Am 2.Juli wurde dann der Horst durch  erstiegen, um auf Spurensuche zu gehen. Ziel war es, festzustellen, ob der Waschbär die Ursache für den Jungvogelverlust war. Ein sicherer  Beweis konnte nicht erbracht werden, nur Indizien. So sind frische Schmelzreste eines möglichen Jungvogels am 30. Juni gefunden worden aber keine frischen Fraßreste im Horst zwei Tage später. Im Horst fand sich jedoch Waschbärlosung.

 

Hier der Hinweis, dass in Brandenburg Folien an den Horstbäumen befestigt werden, die das Erklettern durch Waschbären verhindern. Die Bundesarbeitsgruppe Greifvogelschutz des NABU ist gern bereit, den Schreiadlerschützern in M-V diese Folien zur Verfügung zu stellen.

 

Lettland hat eine der größten Schreiadlerpopulationen. U. Bergmanis lieferte für 2015 aus Probeflächen: 0,37 Jungvögel pro anwesendes Paar. Der  langjährige Mittelwert liegt bei 0,49 Jungvögel  pro anwesendes Paar.

 

Auch in Nordost-Polen war 2015 der Bruterfolg extrem schlecht, wie  Zdzislaw Cenian und Peter Radek berichten. Auf der Probefläche „Warmia“  im nordöstlichen Teil der Woiwodschaft Ermland-Masuren waren selbst Anfang Mai viele Adler noch nicht angekommen. Von 49 Brutplätzen  blieben fünf unbesetzt.  Neun Pare schritten nicht zur Brut. Von 35 Brutpaaren waren  nur 11 (31%) erfolgreich. Ein derart geringer Bruterfolg wurde nur einmal (1997) in den 23 Jahren des Monitorings  festgestellt. Es wird angenommen, dass viele Weibchen nach der späten Ankunft keine Eier legten. Beigetragen zum katastrophalen Ergebnis hat sicherlich auch die schlechte Ernährungslage bei großer Trockenheit. In acht Horsten fanden sich verhungerte Jungadler.

 

Zugverlauf im Herbst 2015

 

Hier wird aus Zeitgründen nur der Zugverlauf von Schreiadlern (Aquila pomarina) in Zusammenarbeit mit der NABU-Bundesgeschäftsstelle dargestellt, nicht jedoch der von anderen Arten. Dabei handelt es sich um eine recht grobe Darstellung der Zugrouten. Um diese möglichst zeitnah ins Netz stellen zu können, wird jeweils nur eine Ortung pro Tag verwendet, obwohl es von manchen Tieren hunderte Ortungen täglich gibt. Dadurch ergeben sich natürlich manchmal Ungenauigkeiten.

 

Der Zug wird innerhalb Deutschlands nicht gezeigt, um die Anonymität der Horstbereiche dieser extrem seltenen Art zu gewährleisten.

 

Andere Arten, wie z. B. Rot- und Schwarzmilan, Fischadler und Baumfalken, die ebenfalls telemetriert werden, können aus Zeitgründen nicht ausgewertet und der Zugverlauf gezeigt werden.

Die Tiere sind individuell durch die Sendernummern gekennzeichnet und haben außerdem in den meisten Fällen einen Namen erhalten, teilweise durch die Horstbetreuer. Nachfolgend  eine Liste der Schreiadler mit ihren Sendernummern, den Namen und einigen Details zu den Vögeln, die weiter ergänzt werden sollen.

 

Das seit 2004 telemetrierte Weibchen mit Sender 41861, dessen Zug hier nicht gezeigt wird, wurde am 2. Dezember 2015 in Sambia knapp nördlich der Viktoria-Fälle geortet. Die Routen der übrigen Schreiadler werden schnellstmöglich auf der Karte aktualisiert.

 

 

Angaben zu den einzelnen Adlern

0220 = Ulf:

Herbstzug 2015: Am 15. September 2015 konnte erstmalig nachgewiesen werden, dass ein Paar (Ulf und Marta) zusammen kurz vor 10.30 Uhr  (MESZ) den Brutplatz verließ.

Bruterfolg 2015:  Das Paar hatt trotz sehr später ankunft Bruterfolg. Der Jungadler flog aus. Er konnte nicht beringt werden, da sich der Horst auf einem Baum befindet, der zu dünn ist, um ihn zuj besteigen.

Vorgeschichte:

Das Männchen wurde im Sommer 2013 besendert und trägt einen Sender der neuesten Generation, der bis zu mehreren hundert Ortungen täglich liefert. Ulf war als Nestling in Mecklenburg-Vorpommern beringt worden. Er ist jetzt (2015) acht Jahre alt.

0221 = Marta:

Das Weibchen zog am 15. September 2015 zusammen mit seinem Männchen Ulf  kurz vor 10.30 Uhr  (MESZ) vom Brutplatz ab.

Bruterfolg 2015: Wie schon 2013 und 2014 brachte das Paar auch 2015 einen Jungadler zum Ausfliegen.

Vorgeschichte: Dieser offenbar sehr alte Vogel trägt den gleichen Sender wie der Partner. Beide wurden am selben Tag besendert. Bei Marta wurde die bisher größte Flughöhe auf dem Zug festgestellt von knapp 4.800 m über dem Meeresspiegel.

0222 = Jan, von manchen auch Bärli genannt:

Abzug  am Vormittag des 7. September 2015.

Vorgeschichte:

Dieses Männchen wurde 2013 mit einem GSM-Tag besendert. Es hat im Jahr der  Markierung Bruterfolg. Sowohl 2014 wie auch 2015 kam es jedoch relativ spät am alten Horst an. Es war jeweils schon ein neues Männchen anwesend, das Männchen 2015 mit einem Kennring. Bärli konnte sich in beiden Jahren gegen die neuen Männchen nicht durchsetzen. Danach besuchte es viele andere Horstplätze in der weiten Umgebung und versuchte sich dort wahrscheinlich festzusetzen, ohne Erfolg. 2015 wurde es mitten in einem bestehenden Windpark telemetrisch festgestellt, in dem bereits ein toter Schreiadler gefunden wurden. Zum Glück ist Bärli dabei nichts passiert.

52030 = Petra, auch Peggy genannt:

Bruterfolg 2015: Hat 2015 erfolgreich ein Junges aufgezogen

Abzug vom Brutplatz am 15. September 2015 vormittags.

Vorgeschichte: Dieses Weibchen wurde 2013 besendert und lebt in der Nähe eines geplanten Windparks. Peggy hatte 2013, 2014 und 2015 Bruterfolg.  Immer wieder besucht das Weibchen das Gelände des geplanten Windparks.

84370 = Peter

Bruterfolg 2015: Das Paar hatte einen Jungadler, der beringt werden konnte.

Abzug vom Brutplatz am 6. September 2014 vormittags.

Vorgeschichte: Dieses ad. Männchen wird seit etlichen Jahren telemetriert. 2014 kam es einige Tage nach seinem Weibchen  Anna (94758) an, welches seit Jahren mit ihm zusammen brütete. Anna hatte sich  zwei Tage vor seiner Ankunft aber abgesetzt und brütete erfolgreich an einem anderen Brutplatz relativ weit entfernt.

94743 = Rainer:

Bruterfolg 2015:Traf sehr spät am Brutplatz ein und hat entweder nicht versucht zu brüten oder hatte keinen Bruterfolg. Genaue Angaben der Horstbetreuer liegen noch nicht vor.

Abzug vom Brutplatz am 15. September 2015 vormittags

Vorgeschichte: Dieses Männchen wurde 2009 als Nestling besendert und wird seither telemetriert. Es ist jetzt (2015) sechs Jahre alt. 2014 hat es erstmals erfolgreich an einem neuen Brutplatz gebrütet. 2015 kam es erst Anfang Mai an und hatte keinen Bruterfolg. Es ist der erste Schreiadler überhaupt, der als Nestling besendert und bis zum ersten Bruterfolg im Alter von fünf Jahren durchgehend telemetriert werden konnte.

94756 = Dieter:

Abzug vom Brutplatz am 18. September 2015

Dieses Männchen wird seit vielen Jahren telemetrisch untersucht. In vielen Jahren hatte der Adler Bruterfolg. Er fällt dadurch auf, dass er im Frühjahr spät ankommt und auch immer als letzter der besenderten Adler abzieht, 2015 allerdings etwas früher als in den anderen Jahren. Angaben zum Bruterfolg dieses Adlers liegen vom Horstbetreuer noch nicht vor.

94758 = Anna = Gabi:

Bruterfolg: Hat nicht gebrütet, da seine beiden früheren Brutplätzen bei der Ankunft 2015 von anderen Weibchen besetzt waren. Einige Fotos von Carsten Rohde deuten auf eine (vorübergehende) Verletzung eines Auges hin, vielleicht bedingt durch Auseinandersetzungen mit einem oder beiden anderen Weibchen. Es traf zunächst am zweiten, neueren Brutplatz ein, pendelte dann aber zwischen beiden Brutvorkommen hin und her und hielt sich immer in geringer Entfernung (ca. 1 km) von den beiden Horsten auf. 2014 hatte es nach Umsiedlung und Neuverpaarung erfolgreich am zweiten (neuen) Brutplatz gebrütet.

Abzug am 5. September 2014

Vorgeschichte:Dieses Weibchen brütete etlich Jahre zusammen mit Peter, verließ aber, wie schon oben erwähnt, 2014 den alten Brutplatz und brütete mit einem anderen Männchen relativ weit entfernt erfolgreich. 2015 kehrte das Weibchen zunächst zum neuen Brupltz zurück, konnte sich aber dort gegenüber einem bereits anwesenden Weibchen nicht durchsetzen. Es flog daraufhin zum alten Brutzplatz zu  Peter, aber auch dort gab es schon ein neues Weibchen, mit dem das Männchen dann auch brütete. Auch dort konnte sich  Gabi (Anna) nicht durchsetzen. Hoffentlich kommt das Weibchen 2016 zurück. Dann wird es wieder spannend.

95786 = (Felix):

Abzug am 17. September 2015.

Vorgeschichte: Dieser Vogel wurde 2010  als Nestling besendert und wird seitdem telemetriert. Das ist die zweitlängste bekannte Telemetrieperiode eines Schreiadlers vom Nestlingsstadium ab.  Auch in diesem Jahr brütete das Tier noch nicht,  sondern besucht ständig andere Brutreviere in weitem Umkreis. Das ist typisch für manche ad. Weibchen.  Es bleibt spannend, ob, wann und wo sich der Adler eines Tages ansiedeln wird. Wahrscheinloich muß das Tier einen neuen Namen erhalten, da es offenbar ein Weibchen ist. Männchen besetzen bereits zwei Jahr vor dem ersten Brüten ein festes Revier.

Weibchen 41861: Das ad. Weibchen  mit Sender 41861 war im Sommer 2004 gefangen und markiert und im April 2013 erstmals mittels Fotofalle unweit des seit Jahren benutzten Horstes fotografiert worden (Foto siehe weiter unten). Es war im Sommer 2000 als Nestling in Mecklenburg-Vorpommern beringt worden. Es brütet in der Uckermark und ist eines der am erfolgreichsten brütenden Weibchen in Brandenburg. Auch in diesem Jahr zog es wieder einen Jungadler auf. Es zog 2015  am 20. September ab. Der Sender funktioniert inzwischen seit 11 Jahren, im Brutgebiet und auf dem Zug außerhalb Afrikas nur noch unregelmäßig, was in Anbetracht des Alters des Akkus verständlich ist. Der Zug wird daher nicht dokumentiert, weil die Ortungen mindestens bis Suez zu selten kommen. Am 22. September 2015 um 14 Uhr (UTC) wurde  der Vogel 35 km nördlich von Krakau in Polen geortet.

 


Das ad. Weibchen (im Sommer 2000 als Nestling beringt), 2004  mit Sender 41861 markiert und im April 2013 erstmals mittels Fotofalle unweit des seit Jahren benutzten Horstes fotografiert. Der gelbe Plastik-Kennring, mit dem es ebenfalls markiert worden war,  ist nicht mehr vorhanden. Dieses Weibchen hat seit 2004 überdurchschnittlichen Bruterfolg. Bei diesem Vogel und Brutplatz wurde erstmals festgestellt, dass manche Weibchen weit entfernte fremde Horste besuchen, wenn das eigenen Junge bereits groß ist. Zu Zwistigkeiten kommt es dabei offenbar nicht. Weibchen 41861 besuchte z.B einen 50 km entfernten Horst, der auch ein großes Junges enthielt.  Umgekehrt wurde sein Horst von zwei fremden Weibchen besucht, von denen das eine aus ca. 70 km Entfernung gekommen war. Über dieses überraschende Verhalten gibt es einen Aufsatz im "Journal of Ornitholgy", der über Schreiadler@aol.com angefordert werden kann. 2005 und 2006 blieb das Weibchen jedoch zunächst ohne Partner und versuchte sich am Brutplatz von Marta und Ulf  ca. 35 km entfernt anzusiedeln. Es wurde zunächst bei Paarungen von Ulf Kraatz beobachtet, wurde dann aber durch ein anderes Weibchen vertrieben. Ob es sich dabei schon um Marta handelte, ist unbekannt, aber denkbar. Es ist derzeit der Schreiadler, dessen Sender am längsten funktioniert (seit 11 Jahren, Stand September 2015). Die Antenne des seit dem Sommer 2004 Daten übermittelnden Senders ist über dem Kopf erkennbar. Im April 2015 gehörte dieses Tier zu den am frühesten angekommenen Adlern. Das Weibchen wurde Mitte April mittels automatscher Wildkamera registriert.  Der Zug wird im Internet nicht mehr gezeigt, da dieser alte Sender mit Solarbetrieb nur noch in Afrika Ortungen in größerer Zahl liefert.

Dieser Schreiadler ist derjenige Überwinterer von allen Vogelarten in Afrika, der am längsten von allen aus Europa und Asien stammenden Zugvögeln, inzwischen seit über 10 Jahren, dort durchgehend telemetriert wird. Dadurch konnten sehr viele Details über die Wanderungen und das Überwintern in Abhängigkeit von Umweltfaktoren, insbesondere vom Niederschlag, herausgefunden werden. Eine erste Auswertung einiger Teilaspekte ist im „Journal of Avian Biology“ erschienen. Eine PDF-Datei des Aufsatzes kann über Schreiadler@aol.com angefordert werden.

 


Das Weibchen 41861 (links mit Sender) im April 2015 mit seinem Männchen an der Fotofalle. Die automatischen Kameras haben sich als ein sehr wichtiges neues Hilfsmittel in der Schreiadlerforschung erwiesen. Sofern die Tiere markiert sind, ermöglichen sie die Wiedererkennung von Jahr zu Jahr. Dadurch können wichtige Erkenntnisse zu individuellem Bruterfolg einzelner Tiere, Paarzusammenhalt, Umverpaarungen usw. gewonnen werden.

 

Nach der Frühjahrsankunft im April gehen die Schreiadler besonders leicht an ausgelegte Nahrung. Es muß sich dabei nicht um Wildtiere handeln. "Hähnchen aus dem Supermarkt" werden offensichtlich bevorzugt. Die Tiere kommen recht ausgehungert nach dem weiten, anstrengenden Heimzug am Brutplatz an. Da zu dieser Zeit meist Nahrungsmangel herrscht und die Adler schon nach erstaunlich kurzer Zeit zur Eiablage schreiten, könnten diese zusätzlichen Fütterungen - wenn über kurze Zeit etwas systematischer durchgeführt - durchaus Einfluß auf die Eizahl und den Bruterfolg haben. Bei anderen Greifvogelarten wurde dies nachgewiesen.

 

Das Weibchen 41861 hatte seit seiner Besenderung mindestens schon zwei Männchen. 2004 wurde gleichzeitig mit dem Weibchen auch das dazugehörige Männchen besendert und damals noch mit einem gelben Plastikkennring markiert. 2005 kehrte es nicht zum Brutplatz zurück. Ob es sich ab 2007, als sich erstmals wieder ein Männchen einstellte, bis heute immer um dasselbe Männchen handelt ist unklar, da ab 2007 das bzw. die Männchen nicht markiert waren.

 

Seit einigen Jahren werden in Brandenburg ausschließlich Metall-Kennringe verwendet, die teilweise auch auf Flugfotos ablesbar sind. Von der Verwendung von Plastikringen wird dringend abgeraten, da diese nur begrenzt halten. Bei einem Jungadler war noch während der Bettelflugphase innerhalb weniger Wochen nach dem Ausfliegen der Plastikring abgegangen bzw. wohl eher vom Adler entfernt worden.

 

(Text: B.-U. Meyburg)

 

(Fotos: automatische Wildkamera Dr. Günter Heise)

 

 


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Bericht in der Märkischen Oderzeitung am 26. September 2015
BRB 3-ORA 09-29-15.pdf
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